1980 bis 1989

‘80

Zur möglichst langfristigen Sicherung des Absatzes der deutschen Steinkohle und damit der Arbeitsplätze im deutschen Steinkohlenbergbau schließen die Bergwerksunternehmen und die Stromerzeuger auf Grundlage der gemeinsamen Rahmenvereinbarung von 1977 den sogenannten Jahrhundertvertrag, der im Kern die Bevorzugung der teureren deutschen Steinkohle gegenüber der billigeren Importkohle durch die Energiewirtschaft vorsieht. Die Preisdifferenz wird den Stromkunden über den schon seit 1974 erhobenen Kohlepfennig, der 1994 vom Bundesverfassungsgericht für verfassungswidrig erklärt und 1995 abgeschafft wird, als Ausgleichszahlung in Rechnung gestellt

1980
Politik/Wirtschaft

Jahrhundertvertrag

Regelte zuvor die Gesetzgebung der einzelnen Bundesländer den Bergbau, so soll künftig das am 13. August 1980 erlassene Bundesberggesetz für einheitliche Regelungen sorgen und alle bergrechtlichen Fragen von der Aufsuchung eines Rohstoffes, über die Rohstoffgewinnung und -aufbereitung bis zur Stilllegung eines Bergwerkes oder Tagebaues regeln. Das Bundesberggesetz, das zum 1. Januar 1982 in Kraft tritt, legt zudem die Zuständigkeit der Bergbehörden bei Fragen, die den Bergbau betreffen, fest, und setzt sich so zum Ziel, sowohl die Sicherheit der Betriebe und der Beschäftigten des Bergbaus zu gewährleisten als auch die Vorsorge gegen Bergbaugefahren zu verstärken und den Ausgleich unvermeidbarer Schäden zu verbessern

1980
Politik/Wirtschaft

Vereinheitlichung des Bergrechts

Der Schildausbau avanciert bereits in gut 75 Prozent der Streben zur bevorzugten Variante des Schreitausbaus

1980
Technik

Schildausbau in 75 % der Streben vorhanden

Das 1981 unter Beteiligung der Industriegewerkschaft Bergbau und Energie und der Westfälischen Berggewerkschaftskasse gegründete „Institut für Ausländerfragen“ bietet ausländischen Jugendlichen berufspädagogische Fördermaßnahmen an, um ihnen auch die Ausbildung in qualifizierten bergbaulichen Lehrberufen zu ermöglichen

1981
Soziales

Fördermaßnahmen für ausländische Jugendliche im Bergbau

Seit dem 1. Januar 1982 gilt das bereits im August 1980 beschlossene Bundesberggesetz, das die bisherigen Berggesätze der einzelnen Bundesländer, die meist noch auf der Grundlage des Allgemeinen Berggesetzes für die Preußischen Staaten von 1865 beruhten, ablöst bzw. ersetzt und für eine einheitliche Regelung des Bergrechts in der Bundesrepublik Deutschland sorgt. Im Rahmen der deutschen Wiedervereinigung wird das Bundesberggesetz am 3. Oktober 1990 auch auf das Gebiet der neuen Bundesländer ausgeweitet

1982
Politik/Wirtschaft

Inkrafttreten des Bundesberggesetzes

Infolge des starken Einbruchs des Kokskohlenabsatzes an die kriselnde Stahlindustrie im Vorjahr sehen sich zahlreiche Zechen zum Verfahren von Anpassungsschichten gezwungen, um weitere Stilllegungen ganzer Schachtanlagen zu vermeiden. Anders als bei den unbezahlten "Feierschichten" in den 1950er Jahren erhalten die Bergleute im Rahmen der Anpassungsschichten, in denen keine Kohle gefördert wird, jedoch ein Ausgleichsgeld

1983
Soziales

Beschluss von Anpassungsschichten

Am 11. März 1983, 50 Jahre nach dem Sturm der Nationalsozialisten auf das Geschäftshaus des Alten Verbandes, erhält das Hauptverwaltungsgebäude der IGBE in Bochum nach Fritz Husemann, dem von 1919 bis 1933 amtierenden Vorsitzenden des Verbandes der Bergbauindustriearbeiter Deutschlands, den Namen „Fritz-Husemann-Haus“

1983
Soziales

Fritz-Husemann-Haus

Am 1. Juli 1983 tritt aus Gründen des Immissionsschutzes die "Verordnung über Großfeuerungs-, Gasturbinen- und Verbrennungsmotoren" in Kraft. Obgleich in der Bundesrepublik bereits seit 1974 für neu errichtete Steinkohlekraftwerke die Rauchgasentschwefelung als Rauchgasreinigungsverfahren vorgeschrieben ist, müssen nun auch ältere Kraftwerke mit Rauchgasentschwefelungsanlagen nachgerüstet – oder alternativ stillgelegt – werden

1983
Technik

Verstärkter Einsatz von Rauchgas-Entschwefelungsanlagen

Unter der Regie von Klaus Emmerich wird 1983 die mehrteilige Fernsehreihe „Rote Erde“ produziert, die sich in der ersten Staffel der Geschichte einer (fiktiven) Bergarbeiterfamilie im Ruhrgebiet zwischen dem Ende des 19. und dem Beginn des 20. Jahrhunderts widmet. 1989 folgt der Dreh einer zweiten Staffel der Serie („Rote Erde II“), in der die Familiensaga bis Mitte des 20. Jahrhunderts forterzählt wird

1983
Kultur

Fernsehreihe „Rote Erde“

Die Debatte über die Schwefelemissionen und die im Vorjahr erfolgte Großfeuerungsanlagen-Verordnung markieren eine Wendemarke zur allgemeinen Intensivierung der Umweltpolitik und ihrer Umsetzung. Ein wesentlicher Schwerpunkt der ab 1984 stark ansteigenden Investitionen für den Umweltschutz liegt bei der Verminderung von Staub- und Lärmemissionen bzw. der Reduzierung gas-, dampf- und staubförmiger Emissionen. Am Ende der 1980er Jahre belaufen sich die Gesamtkosten zur Bekämpfung des Schwefeldioxidproblems auf über 14 Milliarden DM

1984
Technik

Mehr Investitionen für den Umweltschutz

Verlängerung des 1968/69 zwischen der Ruhrkohle AG und der deutschen Stahlindustrie geschlossenen und ursprünglich für zwei Jahrzehnte vorgesehenen Hüttenvertrages bis zum Jahr 2000. Der Hüttenplan sieht vor, dass der prognostizierte Bedarf der deutschen Stahlproduzenten an Steinkohle nur durch deutsche Steinkohle zu decken ist, zudem garantiert der Vertrag den Bergwerken eine jährliche Abnahmemenge. Der Differenzbetrag zwischen Weltmarktpreis und kostendeckendem Preis für Inlands-Kokskohle wird dabei zum überwiegenden Teil von der öffentlichen Hand getragen. Der verlängerte Hüttenvertrag läuft 1999 aus und wird anschließend durch Einzelverträge der Ruhrkohle AG und den Stahlunternehmen ersetzt

1985
Politik/Wirtschaft

Verlängerung des Hüttenvertrages

Die Ruhrkohle AG initiiert im Rahmen der Wohnungspolitik zusätzliche auf junge Bergbaufamilien zugeschnittene Miet-Kauf-Programme. Neben Modernisierungsmaßnahmen spielen beim Bergarbeiterwohnungsneubau in zunehmendem Maße auch Aspekte der Wohnumfeld-Gestaltung eine Rolle

1985
Soziales

Miet-Kauf-Programme

Der Beschluss zur weiteren Fördereinschränkung in Höhe von zehn Millionen Tonnen pro Jahr bis 1992 bringt weitere Kapazitätsstilllegungen mit sich. So schließt Ende März 1987 mit der Zeche Minister Stein das letzte Bergwerk in Dortmund, und der Verlust weiterer Arbeitsplätze kündigt sich an

1987
Politik/Wirtschaft

Weitere Fördereinschränkungen

Die IGBE setzt vor dem Hintergrund der weiteren Kapazitätsstilllegungen verstärkt auf das sogenannte Überbrückungs-Konzept, das den Einsatz von mehr Steinkohle im Kraftwerksbetrieb vorsieht. Im Herbst kommt es daher in einigen Bergbaustädten zu Protestkundgebungen der Gewerkschaft, die von der örtlichen Bevölkerung zahlreich mitgetragen werden. So findet beispielsweise auch in Herten am 4. September 1987 ein sogenannter Kohle-Aktionstag statt, der vor dem Hintergrund des Kampfes für das Überbrückungs-Konzept als Bestandteil des regionalen Protestes gegen die Bonner Kohlepolitik durchgeführt wird

1987
Politik/Wirtschaft

Kohle-Aktionstag in Herten

Gründung des Ruhrkohle-Chors, der sich neben der Pflege bergmännischen Liedguts auch Liedern und Melodien aus dem geistlichen Bereich, aus Oper, Operette, Musicals und internationaler Folklore widmet; aktuell umfasst das Repertoire über 300 Lieder

1987
Kultur

Gründung des Ruhrkohle-Chors

Inbetriebnahme des ersten vollständig automatisierten Seilfahrtschachtes für Bergleute auf Schacht Voerde

1987
Technik

Automatisierter Seilfahrtschacht

Die Ruhrkohle wird 1988 durchschnittlich in einer Teufe von 903 Metern gewonnen. Ein Jahr später erreicht Schacht Grimberg 3 der Zeche Haus Aden mit 1.635 Metern die bisher tiefste Teufe im Ruhrgebiet

1988
Technik

Durchschnittliche Teufe im Ruhrbergbau beträgt gut 900 Meter

Die Ruhrkohle AG übernimmt den traditionsreichen Eschweiler Bergwerksverein, der im 19. und 20. Jahrhundert das vorherrschende Bergbauunternehmen des Aachener Steinkohlenreviers gewesen ist. Bis zum Ende der Steinkohlenförderung im Aachener Revier 1997 trägt diese Übernahme zur weiteren Konsolidierung bei

1989
Politik/Wirtschaft

Integration des Aachener Reviers

Start der Internationalen Bauausstellung Emscher Park (IBA Emscher Park), die die zentralen Hinterlassenschaften der Montanindustrie – gerade auch im Hinblick auf eine neue Nutzung und die Bewältigung der Strukturkrise im Ruhrgebiet – in den Mittelpunkt rückt. Im Rahmen der IBA Emscher Park vollzieht sich u. a. auch die Initialisierung der „Route der Industriekultur“, die einzelne Standorte der Industriekultur im Ruhrgebiet miteinander verbindet. Seit dem Abschluss der IBA Emscher Park (1999) ist die Industriekultur im Ruhrgebiet fest verankert

1989
Kultur

IBA Emscher Park

Im Kontext der bzw. in Erinnerung an die Gründung des "Verbandes zur Wahrung und Förderung der bergmännischen Interessen in Rheinland und Westfalen" – des sogenannten Alten Verbandes – am 18. August 1889 feiert die Industriegewerkschaft Bergbau und Energie ihr 100-jähriges Jubiläum

1989
Soziales

100 Jahre IG Bergbau und Energie

‘89