Kohle für den Wiederaufbau

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Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und dem Zusammenbruch des „Dritten Reiches“ sah sich der überwiegende Teil der deutschen Bevölkerung mit einer materiellen Existenzkrise konfrontiert. Der Wiederaufbau des kriegszerstörten Landes und die Bewältigung von Hunger und Wohnungsnot gehörten in der unmittelbaren Nachkriegszeit zu den vordringlichsten Aufgaben der unter alliierter Kontrolle stehenden Zuteilungsgesellschaft. Gerade der Förderung der im In- und Ausland als Energiequelle stark nachgefragten Steinkohle kam dabei eine Schlüsselrolle für die Beseitigung der Notstände und als Grundlage für den wirtschaftlichen Aufstieg zu.

Unter den 1945 vorherrschenden Bedingungen gestaltete sich die erwünschte Steigerung der Steinkohlenproduktion jedoch schwierig. Angesichts der schlechten Versorgungslage, des Mangels an verfügbaren Bergleuten und auch wegen des betriebenen Raubbaus in den Gruben während des Krieges erwies es sich in den ersten Nachkriegsjahren als äußerst problematisch der von Gesellschaft und Wirtschaft herbeigesehnten Erhöhung der Förderzahlen nachzukommen. Da restriktive Maßnahmen der alliierten Militäradministrationen ohne Erfolg blieben, setzten die Besatzungsbehörden nachfolgend auf Anreizmaßnahmen, d. h. eine bessere Versorgung der Bergleute mit Lebensmitteln und Konsumgütern, um die Schichtleistung unter Tage zu erhöhen und zugleich mehr Arbeitskräfte für den Bergbau zu gewinnen. Während die Mehrheit der Normalverbraucher zumindest bis zur Währungsreform 1948 auf Schwarzmarktgeschäfte und Hamsterfahrten aufs Land angewiesen blieb, konnten die Bergarbeiter von Zusatzleistungen über ein Punktesystem, durch die Zuteilung von Care-Paketen und schließlich auch die bevorzugte Zuteilung einer Wohnstätte profitieren.

„Man hätte ja am liebsten dem Bergmann die Füße geküsst“

Kriegs- und Nachkriegsbergbau in Ibbenbüren

„Bin dann hier auf Anna I angefangen“

Bergarbeiter-Punktesystem 1947

„Also haben die uns da über’s Ohr gehauen“

Mangelernährung in der Nachkriegszeit

Die bessere Versorgung der Bergleute führte nachfolgend im Zusammenspiel mit technischen Innovationen sowie veränderten strukturellen bzw. wirtschafts- und sozialpolitischen Rahmenbedingungen (Gründung der DKBL 1947; Neuordnung und Entflechtung der Konzerne 1950; Gründung der Europäischen Gemscheinschaft für Kohle und Stahl sowie Einführung der Montanmitbestimmung 1951; Investitionshilfegesetz 1952) zu einem stetigen Anstieg der Förderleistung und der Förderzahlen: Hatte die Leistung 1945 noch bei knapp 900 Kilogramm pro Mann und Schicht gelegen, stieg die Schichtleistung bis 1957 auf gut 1.600 Kilogramm/MS, während sich im gleichen Zeitraum allein im Ruhrgebiet die Gesamtförderung von rund 33 Millionen Tonnen auf 123 Millionen Tonnen (in der Bundesrepublik, einschl. Saargebiet 1957 insgesamt 149 Millionen Tonnen) erhöhte. Die Steinkohlenproduktion lieferte damit die Gewähr für den wirtschaftlichen Wiederaufstieg Westdeutschlands.

„Kunst gegen Kohle, Kohle gegen Kunst“

Gründung der Ruhrfestspiele

„… das war der Kern oder das Herz von Europa“

Montanunion

„Der Wiederaufbau Deutschlands wäre so nicht gelungen“

Rolle der Bergleute für den Wiederaufbau

„Denn Kohle musste doch für alles gebraucht werden“

Zuwanderung und Wirtschaftswunder