Schmelztiegel Bergbau

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Das ursprünglich aus der US-amerikanischen Zuwanderungsgeschichte stammende Bild vom Schmelztiegel findet häufig auch für den Bergbau Verwendung. Dieses Bild suggeriert, dass die Integration von Zuwanderern in die regionale Gesellschaft im Bergbau schneller und erfolgreicher verlaufen sei als in anderen Bereichen. Tatsächlich hat der Bergbau sich sehr um die Integration von Zuwanderern bemüht und verdient gemacht, auch wenn er keine Insel der Seligen bildete. Die Konflikte der deutschen Migrationsgeschichte nach 1945 finden sich auch im Bergbau wieder, allerdings besitzt gerade die bergmännische Arbeit unter Tage, bei der sich jeder Bergmann unabhängig von seiner nationalen Herkunft auf den Arbeitskollegen neben ihm verlassen können muss, eine gemeinschaftsstiftende Basis.

Die Neubergleute aus dem Kreis der Heimatvertriebenen und Flüchtlinge waren zumeist, sofern sie im Bergbau geblieben waren, bereits nach wenigen Jahren nicht mehr als besondere Gruppe innerhalb der Zechenbelegschaften identifizierbar. Allerdings verließen viele, wenn nicht sogar die meisten dieser Neubergleute den Bergbau schon nach kurzer Zeit wieder, um in andere Berufsfelder zu wechseln.

Die betriebliche Integration der „Gastarbeiter“ machte im Bergbau rasch Fortschritte. Vor allem nach der Gründung der Ruhrkohle AG 1968/69 wurden insbesondere die türkischen Bergleute zu einer wichtigen Gruppe innerhalb der Belegschaft. Sie genossen im Bergbau mehr Arbeitsplatzsicherheit und größere betriebliche Aufstiegsmöglichkeiten als in den meisten anderen Industrien. Nach der Änderung des Betriebsverfassungsgesetzes 1971 bemühte sich die Industriegewerkschaft Bergbau und Energie sehr darum, türkische Kollegen in die Betriebsräte zu bringen.

„Ich hab gedacht, ob das alles so das Wahre war“

Erste Eindrücke von Untertage

„40 Prozent Türken war ne Menge, nicht“

Deutsch-türkische Strebbelegschaften um 1970

„Der hat mit mir geteilt“

Erste Arbeitserfahrungen mit „Gastarbeitern"

„Bergmann ist Bergmann, fertig“

Zusammenarbeit im Berufsalltag

„Das waren absolut vollwertige Bergleute“

Zusammenarbeit mit türkischen Bergleuten

"Ich kenn sehr viele türkische Kollegen, die Magengeschwüre hatten"

Konflikte im beruflichen Miteinander

„Ich hatte eigentlich immer einen guten Draht zu den Kollegen“

„Gastarbeiter“-Anlegung in Ibbenbüren aus Sicht eines Betriebsrats

„Geschäftsführer vom türkischen Fußballverein“

Betriebsratstätigkeit als Integrationsarbeit

„Für mich war das kein Problem“

Kauendusche und kulturelle Unterschiede

„Also wäscht man dem den Rücken“

Kameradschaft im Berufsalltag

„Eigentlich ist das da kein Thema“

Miteinander in den 2000er Jahren

Die seit Ende der 1970er Jahre wachsenden gesellschaftlichen Konfliktfelder beim Thema Migration machten auch vor den Bergbaubetrieben nicht halt. Als zu Anfang der 1980er Jahre das Thema „Islam“ Einzug in die Migrationsdebatte hielt, geriet die Angewohnheit vieler türkischer Bergleute, in Unterhosen zu duschen, zu einem deutsch-türkischen betrieblichen Konfliktpunkt. Ernsthafter waren die betrieblichen Konflikte, die sich in den 1980er Jahren mit dem Thema Rückkehrhilfen für türkische Bergarbeiterfamilien verbanden. Gleichwohl gestaltete sich das Kameradschaftsgefüge im Bergbau infolge seiner besonderen Anforderungen von vornherein erfolgreicher als in anderen Industriebranchen oder im öffentlichen Leben.